Thema: "Häuser, Türme, Wolkenkratzer. Architektur zeichnen"
Fabienne Verdier (*1962 Paris) ist eine der herausragenden Künstlerinnen der Gegenwart in Frankreich. In Deutschland wurden ihre Werke jedoch bisher kaum gezeigt. 1982 erhielt sie als erste ausländische Studentin ein Stipendium für die Kunsthochschule in Sichuan/China, wo sie – nach der Kulturrevolution – bei einem der letzten noch lebenden Meister der traditionellen chinesischen Kunst Kalligraphie und klassische chinesische Malerei studierte.
Seit ihrer Rückkehr nach Frankreich 1993, wo sie nördlich von Paris lebt und arbeitet, hat sie ihre unverwechselbare künstlerische Sprache entwickelt, die die profunde Kenntnis der östlichen Kunstauffassung mit den Eigenheiten der abstrakten gestischen Malerei des Westens nach 1945 verbindet.
Gemäß der chinesischen Philosophie erlebt Fabienne Verdier die Welt als belebt, als von einem Weltenatem durchzogen. Ihre Kunst folgt dem Gedanken, das Lebendige allen Seins zu erfassen und im gemalten oder gezeichneten Strich umzusetzen. Den Pinsel führt sie senkrecht, im Sinne einer Verbindung zwischen Himmel und Erde; die Schwerkraft lenkt ihre Gestaltung mit.
In ihrer Kunst beschäftigt sie sich immer wieder intensiv mit kulturellen und wissenschaftlichen Phänomenen. Bei der Auseinandersetzung mit den Flämischen Meistern 15. Jahrhunderts entdeckte sie eine Verbindung zwischen der Lehre der alten Chinesen und der Wertschätzung der flandrischen Maler für die kleinsten Dinge des Kosmos, wie Gräser, Wasserspiegelungen oder Steine (2010-2012). Mit Musikern der renommierten New Yorker Juilliard School erkundete Verdier die Schnittstellen zwischen Musik und Malerei (2014). 2019 begab sie sich mit einem mobilen, „nomadischen“ Atelier auf die Spuren von Paul Cézanne in die Provence.
Das Saarlandmuseum zeigt die erste Überblicksausstellung von Fabienne Verdier in Deutschland, mit 70 Zeichnungen, zwei großformatigen Gemälden, die mit riesigen Pinseln aus 30 Pferdeschwänzen gemalt sind, und dokumentarischen Videopräsentationen zu ihrem künstlerischen Arbeiten. Begleitet wird die Ausstellung von einem wissenschaftlichen Katalog in deutscher und französischer Sprache. Die Ausstellung steht unter der Schirmherrschaft des französischen Generalkonsuls in Saarbrücken.
Zeitgleich mit dem Saarlandmuseum ist im Musée Unterlinden in Colmar (bis 27.03.2023) ein neuer monumentaler Gemäldezyklus von Fabienne Verdier zu sehen, der in Auseinandersetzung mit dem Isenheimer Altar von Matthias Grünewald entstand.
Bismarckstraße 11-15,
66111 Saarbrücken
Dienstag - Sonntag: 10 - 18 Uhr
Mittwoch: 10 - 20 Uhr