Führung zum Thema (Tag)Träume bei Max Beckmann mit Elena Maltry
Fabienne Verdier (*1962 Paris) ist eine der herausragenden Künstlerinnen der Gegenwart in Frankreich. In Deutschland wurden ihre Werke jedoch bisher nur von der Pinakothek der Moderne, München gezeigt. Verdier studierte zehn Jahre an der Kunsthochschule in Sichuan/China und erhielt eine Ausbildung als Kalligraphin bei den letzten großen Meistern der chinesischen Malerei, denen es nach der chinesischen Kulturrevolution (1966-1976) verboten war, ihre Kunst weiter auszuüben. Seit ihrer Rückkehr nach Frankreich, wo sie westlich von Paris lebt und arbeitet, hat sie ihre unverwechselbare künstlerische Sprache entwickelt, die die profunde Kenntnis der östlichen Kunstauffassung mit den Eigenheiten der abstrakten gestischen Malerei des Westens nach 1945 verbindet.
Die Kalligraphie fordert von der Künstlerin die Disziplin, innere Leere zu erreichen und die eigene Einheit zu suchen, bevor sie zum Pinsel greift und sich mit der Dynamik des Universums verbindet. Jeder Pinselstrich ist eine Gleichung aus Materie und Energie. „Sich mit der Bewegung aller Elemente zu verbinden, ist für mich wesentlich“, so Fabienne Verdier. Bis die reduzierten Ausdrucksformen ihrer Arbeiten entstehen, sind Phasen inniger Kontemplation zur Vergegenwärtigung der hinter den Motiven stehenden philosophischen Idee erforderlich. Naturkräfte (wie Gravität, Sterne, Luftfeuchtigkeit) wirken sich ihrerseits unmittelbar auf das Ergebnis des Schaffensprozesses aus.
In den letzten Jahrzehnten hat sich Fabienne Verdier in ihrer Kunst immer wieder intensiv mit kulturellen und wissenschaftlichen Phänomenen beschäftigt, die in umfassende Werkkomplexe mündeten. Bei der Auseinandersetzung mit den Flämischen Alten Meistern der Ölmalerei entdeckte sie eine Verbindung zwischen der Lehre der alten Chinesen und der Wertschätzung der westlichen Maler für die kleinsten Dinge des Kosmos, wie Gräser, Wasserspiegelungen oder Steine. Mit Musikern der berühmten New Yorker Juilliard School erkundete Verdier die Schnittstellen zwischen Musik und Malerei. Mit Alain Rey, dem einstigen Chefredakteur des französischen Wörterbuchverlags „Dictionnaire Le Robert“, lotete sie die Spannweiten und Korrespondenzen bildlicher und sprachlicher Mittel (Langage) aus und jüngst erst begab sie sich mit einem mobilen Atelier auf die Spuren von Paul Cézanne zur Montagne Sainte-Victoire.
Das Saarlandmuseum zeigt erstmals in Deutschland eine Überblicksausstellung mit rund 70 ausgewählten Zeichnungen von Fabienne Verdier aus den Jahren 2009-2019. Eine multisensorische Videopräsentation dokumentiert ihre künstlerischen Recherchen zu Melodie und Rhythmus im Spannungsfeld von Musik und Malerei.
Zeitgleich mit dem Saarlandmuseum zeigt das Musée Unterlinden in Colmar einen neuen monumentalen Gemäldezyklus von Fabienne Verdier, der in Auseinandersetzung mit dem Grünewald-Altar entsteht.
Zur Ausstellung erscheint ein wissenschaftlicher Katalog in deutscher und französischer Sprache.
Die Ausstellung steht unter der Schirmherrschaft des französischen Generalkonsuls in Saarbrücken.
Bismarckstraße 11-15,
66111 Saarbrücken
Dienstag - Sonntag: 10 - 18 Uhr
Mittwoch: 10 - 20 Uhr